16.10.06

Ärztliche Stellungnahme zur Schlüchterner Situation

Einwohner von Schlüchtern hatten bei der Ärzteinitiative Bamberger Appell um Hilfe gebeten. Im September führte Dr.med.Cornelia Waldmann-Selsam vor Ort Untersuchungen durch. Hier Auszüge aus dem Bericht:


Ärztliche Stellungnahme

Am 14. und 15.9.06 habe ich in 17 Haushalten ( 28 Erwachsene, 3 Kinder) Befragungen und orientierende Summenmessungen der hochfrequenten elektromagnetischen Felder (800- 2500 Megahertz) durchgeführt. Die Messungen erfolgten mit dem Gerät HF 38 B der Firma Gigahertz Solutions.
Die Betroffenen hatten bereits vor meiner Ankunft einen ausführlichen Fragebogen ausgefüllt. [...]

NACH AUSFÜHRLICHEN FALLDARSTELLUNGEN FOLGT ALS ZUSAMMENFASSUNG:


Bewertung:
Ich möchte vorausschicken, dass die meisten oberfränkischen Ärzte bis vor 2 Jahren bei den Patienten nie einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Hochfrequenzexposition und Erkrankungen in Betracht gezogen hatten. Sie hatten den offiziellen Stellungnahmen vertraut. Diese lauteten, dass nach Auswertung aller Studien keine Gesundheitsschäden zu erwarten seien. Als dann ganze Familien, ganze Nachbarschaften, nach Inbetriebnahme von Mobilfunksendern schlagartig erkrankten, ohne dass die Ärzte eine medizinische Ursache finden konnten, fragten wir im Jahr 2004 bei den zuständigen Behörden nach. Wir baten darum, uns Studienergebnisse über den Gesundheitszustand der langzeitexponierten Anwohner von Mobilfunksendern zur Verfügung zu stellen.
Wir erhielten keine Ergebnisse, da die Anwohner bisher von offizieller Seite an keinem einzigen Standort in Deutschland untersucht worden waren. Und dies, obwohl seit 1991 mehrere Zehntausend Mobilfunksender errichtet worden sind und bereits seit 1994 einzelne niedergelassene Ärzte beunruhigende Krankheitshäufungen beobachtet und an Behörden gemeldet hatten!
Wir waren erschüttert und begannen in dieser Notlage selbst ärztliche Erhebungen (Befragungen und orientierende Messungen) durchzuführen so gut wir konnten.
Um die Qualität unserer Messungen zu überprüfen, führten wir Vergleichsmessungen mit Ingenieuren durch.
Insgesamt wurden in den letzten 24 Monaten bei 1600 Menschen zu Hause an 220 Mobil-funkstandorten Befragungen und Messungen durchgeführt.
Außerdem wurde die Ärzteinitiative in Behörden, in viele Bürogebäude, Sparkassen, Redaktionen, Betriebe und ein Gerichtsgebäude gerufen, weil jeweils viele Mitarbeiter im gleichen Zeitraum an unerklärlichen Symptomen litten und nicht mehr in der Lage waren ihre Aufgaben ordnungsgemäß zu erledigen. Die Beschäftigten litten unter Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, rascher Ermüdbarkeit, Benommenheit, Kopfschmerzen, Schwindel, psychischen Veränderungen, Depressionen, Übelkeit, ständigem Hungergefühl, Blutdruckschwankungen und Herzrhythmusstörungen.

Das Ergebnis dieser ärztlichen Erhebungen lautet:
Die gepulsten hochfrequenten elektromagnetischen Felder (von Mobilfunksendeanlagen, schnurlosen DECT-Telefonen, WLAN, Handy u.a.) führen weit unterhalb der gültigen Grenzwerte zu einem neuen, vielschichtigen Krankheitsbild.

Die Menschen leiden an einem, mehreren oder vielen der folgenden Symptome: Schlafstörungen, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Unruhe, Benommenheit, Reizbarkeit, Aggressivität, Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, Wortfindungs-störungen, depressive Stimmung, Antriebslosigkeit, Angststörungen, Panikattacken (nachts, auf Autobahnen), Brennen innerlich, inneres Zittern, Ohrgeräusche, Hörverlust, Hörsturz, Geräusche im Kopf, Lärmempfindlichkeit, Geruchsempfindlichkeit, Nasenbluten, Sehstörungen, Augenentzündungen, Augenschwellungen, Lichtempfindlichkeit, Hautveränderungen (Rötungen, Pigmentierung, Gesichtsblässe, Ringe unter den Augen), Brennen oder Kribbeln der Haut, Juckreiz, häufige Infekte, Nebenhöhlenentzündungen, Nackenschmerzen, Gelenk- und Gliederschmerzen, Nerven- und Weichteilschmerzen, Taubheitsgefühl, Koordinationsstörungen, Herzrhythmusstörungen, Herzrasen, Herzschmerzen, Blutdruckerhöhung (anfallweise oder dauerhaft), Schilddrüsenprobleme, Haarausfall, Hormonstörungen, Appetitlosigkeit oder ständiges Hungergefühl, Übelkeit, Gewichtsabnahme oder Gewichtszunahme, Frösteln, nächtliches Schwitzen, häufiges nächtliches Wasserlassen, Zähneknirschen.
Schon ab 10 µW/m² erkranken einzelne Menschen ( bei UMTS schon ab 0,1 µW/m²)
Die Symptome treten in zeitlichem und räumlichem Zusammenhang mit der Exposition auf .

Die in Schlüchtern gemessenen Werte liegen zwar weit unterhalb der z.Z. gültigen Grenzwerte, aber deutlich über den Werten, bei welchen viele Ärzte und Arbeitgeber schwere Gesundheitsschäden beobachtet haben. Bei der Firma BMW wurden Maßnahmen ergriffen um die von DECT-Telefonanlagen ausgehende HF-Belastung auf 100 µW/m² zu reduzieren.
Zur Festlegung der Grenzwerte wurde ausschließlich die thermische Wirkung der hochfrequenten elektromagnetischen Felder berücksichtigt. Gepulste hochfrequente elektro-magnetische Felder beeinflussen jedoch einen biologischen Organismus nicht nur durch Erhitzung sondern durch verschiedenste Wirkungsmechanismen auf mehreren Ebenen (Zelle, Membran, Nervenbahn, Gehirnströme, Molekül, Atom). Die Strahlenschutzkommission schreibt in ihren Empfehlungen 1991: „Die Membraneffekte wurden vielfach bestätigt, so daß ihre Existenz heute als gesichert gilt. Hervorzuheben ist, dass die SAR-Werte hierbei teilweise kleiner als 0,01 W/kg sind und damit erheblich unterhalb thermisch relevanter Intensitäten liegen."
Einzelne dieser Wirkungen werden. schon ab 0,1 µW/m² beobachtet.
Auch wurden die Auswirkungen von gleichzeitiger Exposition mit gepulsten und ungepulsten hochfrequenten elektromagnetischen Feldern verschiedener Frequenzen bei der Grenzwertfestlegung nicht berücksichtigt.

Viele Anwohner in Schlüchtern leiden seit Jahren an oft quälenden Symptomen und Erkrankungen, für welche die Ärzte keine Erklärung finden konnten. Erst durch die Bereitschaft einzelner Anwohner im Frühjahr 2006 offen über ihre Gesundheitsprobleme zu sprechen und durch das regelmässige Verschwinden der Symptome nach Verlassen der Stadt Schlüchtern, begannen immer mehr Anwohner die Mobilfunksender als Verursacher ihrer Probleme in Erwägung zu ziehen. Bei den Betroffenen bestand bis 2006 keine Angst vor Mobilfunk. Angst kann daher bei der Entstehung der Erkrankungen keine Rolle gespielt haben [Hervorh. ImoWoS]
Aus ärztlicher Sicht besteht dringendster Verdacht, dass ein grosser Teil der in den letzten Jahren aufgetreten Symptome und Erkrankungen der besuchten Anwohner in Schlüchtern in ursächlichem Zusammenhang mit der Inbetriebnahme einer ständig wachsenden Anzahl von Mobilfunksendern steht.

Begründung:
Sämtliche 28 Erwachsene leiden schwer unter einer Vielzahl von Symptomen, welche zeitlich gestaffelt (seit 10, 8, 6, 5, 2 und ½ Jahren) aufgetreten sind.
Es handelt sich teilweise um ungewöhnliche, neuartige Symptome (Brennen der Haut, inneres Brennen, inneres Zittern, Benommenheit, Kopfdruck, Taubheitsgefühl, Kribbeln, schmerzende, brennende Augen, Augenflimmern, Juckreiz, Nerven-schmerzen, Durstgefühl, anfallsweise Atemnot, Temperaturempfindlichkeit, Muskel-schmerzen, Muskelkrämpfe)
Die behandelnden Ärzte konnten meist keine pathologischen Organbefunde erheben, welche die Symptome hätten erklären können.
Einzelne Anwohner übernachten regelmässig auswärts.
Etliche Anwohner verreisen so oft nur irgend möglich, da ihre Symptome an anderen Orten rasch verschwinden.
Bei etlichen exponierten Bäumen und Pflanzen auf Balkonen sind innerhalb kurzer Zeit schwere Schäden sichtbar geworden.

Folgerung:
Bei Fortsetzung der Hochfrequenzimmission besteht die Gefahr, dass es bei den bereits erkrankten Anwohner durch Störung des Immunsystems, durch Schädigung der Blut-Hirn-Schranke, durch Blutdruckentgleisungen, Herzrhythmusstörungen, Veränderung der Blut-viskosität und durch Störung der Hormonregulation, zu lebensbedrohlichen Zuständen kommt. Bei den betroffenen Kindern sind Entwicklungsstörungen und irreversible Dauer-schäden zu befürchten.
Wegen des fundierten Verdachtes auf schwere Körperverletzung durch Hochfrequenz-exposition muss unverzüglich Abhilfe geschaffen werden. Sofortiges Einschreiten von Seiten der Behörden ist geboten.
Der befürchtete kausaler Zusammenhang kann durch medizinische Vorortunter-suchungen im Umkreis der Sender vor und nach probeweiser Abschaltung überprüft werden.

Dr.med. Cornelia Waldmann-Selsam

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Zu dieser Untersuchung hätte ich ein paar Fragen

Wurde die Ärztin entlohnt oder machte sie diese Untersuchung aus freien Stücken.

Ist es möglich den Fragebogen zu erhalten?

Wie wurden die Personen für die Untersuchung ausgesucht?

Mit freundlichen Grüßen